Shantychor „Möwenschiet“ feiert Jubiläum nach dem Corona-Tsunami

                                             mit Generalproben in Berlin und auf dem Priwall und mit großem Auftritt in der MuK 

Hagen Scheffller  

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Chor(über)leben in Zeiten des Corona-Tsunamis

Sind Sie auch Mitglied in einem Chor? Dann werden Sie die jetzige (oder nur vorübergehende?) Chor-Freiheit wohl auch in vollen Zügen genießen und sich nach gut zweijähriger Abstinenz mit neuem Elan an dem wieder aufblühende Chorleben beteiligen. Die Corona-Pandemie war im März 2020 wie ein Tsunami über unser Leben hereingebrochen, hatte Unheil und Verderben weltweit verbreitet und in Wellen besonders das kulturelle Leben nahezu zum Erliegen gebracht. Die Existenz der Chöre war in besonderem Maße betroffen, da sich das Virus bevorzugt über die Atemluft verbreitet. Life-Chorgesang war damit untersagt. Singen mir Maske war für die vielen Laienchöre unvorstellbar. Und wer am Neujahrstag z. B. aus dem „Teatro La Fenice“ in Venedig Verdis Gefangenenchor mit Maske hat singen sehen und hören können, hat einen Eindruck gewonnen, wie auch Profis unter dieser Belastung gelitten haben.

Die Wucht der Pandemie hat die Chöre in unterschiedlicher Weise betroffen. Noch gibt es keine Erkenntnis darüber, wie viele Sangesgemeinschaften den langen Stillstand nicht überlebt haben. Alle Laienchöre haben eigene Strategien überlegt, um ihre Existenz zu wahren, die Chormitglieder bei Laune, Stimme und auf Kurs zu halten, um dann, wenn möglich, sofort wieder durchstarten zu können. Erste größere Auftrittsmöglichkeiten ergaben sich für „Möwenschiet“ durch das traditionelle Maisingen auf dem Markt in Lübeck und Bad Schwartau, dann durch die Teilnahme am Shantychor-Treffen des Senders RBB in Berlin (28. Mai) und am Seebadkultur.Festival in Travemünde/ Priwall (31. Mai) – trotz gewisser Beeinträchtigung noch durch einzelne Coronafälle in den eigenen Reihen.

 

Jubiläumsveranstaltung in der MuK

Endlich! Mit zweijähriger Verspätung konnte am strahlenden Pfingstsamstag das lange geplante 40jährige Jubiläum stattfinden. Das Publikum in der MuK, in der Anmoderation als „Ehrengäste und Sponsoren“ des Lübecker Shantychores genannt, bildete eine lebhaft mitgehende Fangemeinde („Alle Freunde an Bord“) und feuerte den Chor mit Beifallsstürmen an, die auch einem Chormitglied galten, das am heutigen Tage fern der Hansestadt seine Liebste heiratete (per Handy-Übertragung: „Dat du mien Leewsten büst“). Egon Ruland, mit großer Erfahrung, mit Unermüdlichkeit und Umsicht und inzwischen auch mit väterlicher Allzuständigkeit Chef und Motor des Chores seit 35 Jahren,  fasste knapp zusammen, was alles Vorstand und musikalischer Leiter, Martin Stöhr unternommen haben, um den Chor über die langen Phasen der „Durststrecke“ zusammenzuhalten und  gemeinsames Singen zu ermöglichen. So gab es Übungsphasen auf der weitläufigen Tribüne des VfB Lübeck, im großen Zelt neben St. Marien, mit  vorgeschriebenem Abstand in Schuppen C auf der Wallhalbinsel, im Freien auf dem ehemaligen Friedhofsgelände neben St. Jakobi oder per Zoom-Konferenz/Internet . Die Crew um Ruland/Stöhr konnte sicher sein, dass keine sich irgendwie bietende Chance für Übungsmöglichkeiten ungenutzt blieb.

Das hat den inneren Zusammenhalt als Chor-„Familie“ gefestigt auf dem Weg vom 1980 gegründeten „Ole Pinelle“-Kneipenchor in der Engelsgrube zu einem der renommierten Shantychöre in Lübeck, Mitglied der Gemeinnützigen, der Seemannsmission Lübeck und der Gesellschaft Weltkulturerbe Hansestadt Lübeck mit dem Hanseschiff „Lisa von Lübeck“.  Nachgefragt war „Möwenschiet“ z. B. als „Botschafter“ der Hansestadt auf Hansetagen, bei der Feier am „Tag der Deutschen Einheit“ in Kiel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel oder zur Begrüßung der G7-Außenminister im Rathaus von Lübeck.

Zwei Persönlichkeiten haben in besonderer Weise den Weg vom Waterkant- zum Lübecker Shantychor geprägt. Egon Ruland dankte den musikalischen Leitern des Chores, Thomas Pohle für seine großartige Aufbauleistung und Martin Stöhr für die ideenreiche Konsolidierungsarbeit seit 1995, der den Chor mit Schwung und Humor leitet, seine gut 50 Männer motiviert und dabei energisch auf seine Taktvorgaben konzentriert.

Das gut zweistündige Programm enthielt viele Glanzlichter der maritim geprägten volkstümlichen Liedkunst, die das Leben auf See oder an Land zum Inhalt hat. Dabei brillierte die Vielseitigkeit der bekannten wie der neuen Vorsänger, der Shantymen. Die Combo mit vier Akkordeons, einer Gitarre, Schlagzeug, Conga und Ukulele sorgte für eine harmonische und stimmungsvolle Begleitung.

Die Zuhörerschaft erlebte Seefahrt in großer Variabilität, nicht jedoch die moderne, musikalisch weitgehend noch nicht bearbeitete Zeit der Container- und Tankschiffe, wenn es hieß: „Windjammer fahre weit hinaus“. Doch auch klassische Shanties, Arbeitslieder mit endlos vielen Strophen, die während langwieriger, schwerer Arbeiten an Bord wie Ankermanöver gesungen werden konnten, waren eher rar im Programm. Dafür gingen rasante und gefühlvolle Lieder flott über die Rampe, die vom leid- oder liebevollen Seemannsleben handeln, vom „Capitano“, vom „Johnny“, dem Seemann an sich, natürlich von der Seemannschaft auf der „Gorch Fock“, die den Liedautor und Kapitän, Freiherr von Stackelberg, „vom Pferd geholt“ hätte. Und natürlich das weltweit bekannte Abschiedslied „La Paloma“. Es ging um Goldrausch-Zeiten („Santi Anno“) und um Geliebte und Ehefrauen wie „Angelina“ oder „Irene“, ganz besonders um die berühmten „Little Eyes“. Aber auch aufwühlende Ereignisse sorgten für „Gänsehaut“ wie die Rettung von Nis Randers , verewigt in „Home from the sea“, oder das zu Herzen gehende Schicksal „Fields of Athenrey“, d. h. die Abfahrt des Strafgefangenenschiffs von England nach Australien. Brachte „Surfin‘ USA“ die Zuhörerschaft mit Schwung in die Pause, steigerten gegen Ende der Veranstaltung Mitsing- Lieder die Atmosphäre im Saal, wenn aus rund 700 Kehlen Lieder wie „Madagaskar“, „Rivers of Babylon“ und das Potpourri „Heut geht’s an Bord“ erklangen. Die Stimmung im großen Konzertsaal hatte den Höhepunkt erreicht, so dass die „Jungs“ in ihren Fischerblusen die Bühne auch nach der Zugabe „Last Shanty“ nicht verlassen durften, ohne dass Gitarrist und Vorsänger „Richie“ den „Banana Boat“-Song von Harry Belafonte zum Besten gegeben hatte- mit lautstarker Unterstützung des stehenden Publikums.

Volkstümliche maritime Kleinkunst auf großer klassischer Bühne- ein mitreißendes Pfingstfest in „Lübeck, mein Lübeck“!

Über uns

Seit der Gründung des Lübecker Shanty-Chores "Möwenschiet" im Jahre 1980 stand der Chor bis 1996 unter der Leitung von Thomas Pohle. In dieser Zeit entwickelte der Chor einen hohen Qualitätsstandard, so dass auch Rundfunk und Fernsehen auf den Möwenschiet-Chor aufmerksam wurden. Unter Thomas Pohles Leitung wurden eine LP, eine Single sowie zwei CDs produziert.

Im Jahre 1996 kam es zu einem Wechsel in der der musikalischen Leitung des Chores. Der diplomierte Geigenlehrer Martin Stöhr führt seit dieser Zeit die Regie über uns ca. 40 Laiensänger. Obwohl der Bereich der Shanty-Musik bis dahin nicht seine Welt war, hat der begeisterungsfähige Chorleiter uns zu neuen Höchstleistungen geführt. Es ist wohl als Glücksfall für den Chor zu werten, dass dieser junge Chorleiter noch offen für musikalische Experimente ist und uns mit neuen Klangerlebnissen überraschen kann. Wer unseren Chorleiter Martin Stöhr bei einem Auftritt beobachtet, dem bleibt nicht verborgen, dass hier ein Vollblutmusiker am Werke ist. Viele Shanty-Chöre beneiden uns um diesen Leiter. Wir hoffen, dass wir noch lange mit ihm erfolgreich zusammenarbeiten können.

Inzwischen hat der Chor 2 weitere CDs als Live Mitschnitte produziert, um auch die Stimmung wiederzugeben, wenn der Chor auftritt, produziert

Geleitet wird der Chor seit über 35 Jahren von Egon Ruland, den 1. Vorsitzenden.

Als musikalischer Botschafter der Hansestadt Lübeck, begleitet der Chor auswärtige Termine bei den Hansetagen und war in Mainz dabei, als Lübeck dort zur Stadt der Wissenschaft gekürt wurde. "Möwenschiet" eröffnet traditionell musikalisch die Travemünder Woche. Nicht unerwähnt lassen möchten wir, dass wir die G 7 Außenminister bei der Vorbereitung zum Gipfel in Lübeck mit maritimen Klängen im Lübecker Audienzsaal unterhalten haben.

Spaß machen und Spaß haben ist unsere Devise.

Zur Gründungslegende 40 Jahre Lübecker Shanty-Chor
(vorher Waterkantchor) "Möwenschiet"

Es ist auffällig, dass in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts viele Shantychöre entstanden. Die Gründe dafür müssten eigentlich einmal näher untersucht werden. Shantys und diverse Küstenschlager waren durch Interpreten wie Hans Albers und Freddy Quinn, durch Lale Andersen, Lolita (z.B. „Seemann, deine Heimat ist das Meer“) oder Melina Mercouri (z.B. „Ein Schiff wird kommen“) beliebte Ohrwürmer. Maritimes fand auch über die Literatur sein Publikum. Die Gestalt des Seemanns Kuttel Daddeldu von Joachim Ringelnatz steht hier für vieles mehr. Aus diesem Umfeld ist  auch die Entstehung von „Möwenschiet“ verständlich.

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Natürlich hat „Möwenschiet“ nicht nur einen unorthodoxen, frechen und doppelsinnigen Namen, sondern auch eine sehr ungewöhnliche Entstehungsgeschichte zu bieten. Wenn man sie sich von Rolf Uwe Haschke (*1959) erzählen lässt, hat man sofort wieder das Gefühl, dass auch Kuttel Daddeldu dabei irgendwie die Hände im Spiel gehabt haben muss. Nur heißt der moderne Kuttel  jetzt Ole Pinelle und entstammt der Feder von Fritz Graßhoff (1913-1997), damals in einschlägigen Kreisen bekannt als Zeichner, Maler, Schriftsteller und Schlagertexter. Er war  irgendwie bekannt mit Harry Hockauf, Besitzer einer Insider-Kneipe in der Lübecker Engelsgrube, der sie nach  Graßhoffs schrulligem Seemann „Ole Pinelle“ benannt hatte.

  Harry Hockauf wollte kreativ sein und  seinen Gästen einmal etwas anderes Geistvolles und Hochprozentiges bieten. So hat er Fritz Graßhoff zu einer Lesung in seine Kneipe und zu einer weiteren auf die „Passat“ eingeladen. Der Künstler hatte sich für das Beiprogramm einen Shantychor erbeten. Die daraufhin gestarteten Verhandlungen zwischen Hockauf und dem Passat Chor (seit 1976) scheiterten an der Höhe der geforderten Gage (angeblich 2.000 DM). Bevor guter Rat noch teurer wurde, entschied Harry Hockauf resolut, pragmatisch und verkündete seinen Stammgästen: „Wir gründen selbst einen Shantychor! Ihr seid alle mit dabei!“ Rolf Uwe Haschke, schon damals als 21jähriger ein Mann wie ein Baum,  bekommt noch heute feuchte Augen, wenn er an diese historische Stunde denkt - die Geburtsstunde von „Möwenschiet“. Die ca. 12 bis 15 Stammgäste, so genau ist das wohl heute nicht mehr zu eruieren, wurden quasi aus einer Schnapslaune heraus „dienstverpflichtet“. Mit dabei waren auch Stephan Fleck, damals mit  16 Jahren noch ein Schüler, der aufgrund seiner Begabung zum musikalischen Berater des Stammgäste-Chores wurde, und sein Bruder Peter, Eigner des Oldtimers „Norden“. Heute ist Stephan Fleck übrigens Chorleiter vom Passat Chor. Erster Chorleiter von „Möwenschiet“ war Wolfgang Schlicht, der mit dem Chor damals in der „Röhre“ in der unteren Mengstr. übte und bei Auftritten im weißen Anzug glänzte.

Eine gemeinsame Wochenend-Aktion, nämlich die Mithilfe beim Entkernen eines Lübecker Altstadthauses, erbrachte die beachtliche Summe von 1.000 DM in die ansonsten klamme Chorkasse. Davon wurde erst einmal eine einheitliche Chorbekleidung gekauft, da man sich bisher bei ersten Auftritten - individuell „wild verkleidet“ -  mit einem „Seemann-Piraten-Look“ beholfen hatte. Harry Hockauf  unterstützte seine Jungs nach Kräften, indem er das gesamte Trinkgeld in zwei Spendenbüchsen auf dem Tresen verteilte, eine für den Erhalt der „Passat“ und die andere natürlich für „Möwenschiet“. Übrigens hatte Fritz Graßhoff damals, wohl aus Rührung über seinen über Nacht entstandenen Shantychor, versprochen, für „Möwenschiet“ ein Lied zu schreiben, vielleicht so in der Art wie  „Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise“ für Hans Albers. Leider hat er sein Versprechen nicht gehalten. Doch Witz, Humor, Skurrilität, gepaart mit Tiefsinn und der Liebe zu Schiffen, Meer und ungewöhnlichen Menschen, hat Graßhoff als Geburtshelfer seinem „Möwenschiet“ als geistiges Erbe vermacht.

  Noch heute ist es dem Lübecker Shantychor Möwenschiet wichtig, seine Zuhörer in die Auftritte einzubinden und sie zum Mitsingen zu animieren, damit die große Seereise um die Welt auch Spaß macht. Denn: eine Seefahrt, die ist lustig  Auch wenn heute die Wirklichkeit heute grauer Arbeitsalltag heißt.

Das Publikum in der MuK, in der Anmoderation als „Ehrengäste und Sponsoren“ des Lübecker Shantychores genannt, bildete eine lebhaft mitgehende Fangemeinde („Alle Freunde an Bord“) und feuerte den Chor mit Beifallsstürmen an, die auch einem Chormitglied galten, das am heutigen Tage fern der Hansestadt seine Liebste heiratete (per Handy-Übertragung: „Dat du mien Leewsten büst“). Egon Ruland, mit großer Erfahrung, mit Unermüdlichkeit und Umsicht und inzwischen auch mit väterlicher Allzuständigkeit Chef und Motor des Chores seit 35 Jahren,  fasste knapp zusammen, was alles Vorstand und musikalischer Leiter, Martin Stöhr unternommen haben, um den Chor über die langen Phasen der „Durststrecke“ zusammenzuhalten und  gemeinsames Singen zu ermöglichen. So gab es Übungsphasen auf der weitläufigen Tribüne des VfB Lübeck, im großen Zelt neben St. Marien, mit  vorgeschriebenem Abstand in Schuppen C auf der Wallhalbinsel, im Freien auf dem ehemaligen Friedhofsgelände neben St. Jakobi oder per Zoom-Konferenz/Internet . Die Crew um Ruland/Stöhr konnte sicher sein, dass keine sich irgendwie bietende Chance für Übungsmöglichkeiten ungenutzt blieb.

  Das hat den inneren Zusammenhalt als Chor-„Familie“ gefestigt auf dem Weg vom 1980 gegründeten „Ole Pinelle“-Kneipenchor in der Engelsgrube zu einem der renommierten Shantychöre in Lübeck, Mitglied der Gemeinnützigen, der Seemannsmission Lübeck und der Gesellschaft Weltkulturerbe Hansestadt Lübeck mit dem Hanseschiff „Lisa von Lübeck“.  Nachgefragt war „Möwenschiet“ z. B. als „Botschafter“ der Hansestadt auf Hansetagen, bei der Feier am „Tag der Deutschen Einheit“ in Kiel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel oder zur Begrüßung der G7-Außenminister im Rathaus von Lübeck.

Zwei Persönlichkeiten haben in besonderer Weise den Weg vom Waterkant- zum Lübecker Shantychor geprägt. Egon Ruland dankte den musikalischen Leitern des Chores, Thomas Pohle für seine großartige Aufbauleistung und Martin Stöhr für die ideenreiche Konsolidierungsarbeit seit 1995, der den Chor mit Schwung und Humor leitet, seine gut 50 Männer motiviert und dabei energisch auf seine Taktvorgaben konzentriert.

Das gut zweistündige Programm enthielt viele Glanzlichter der maritim geprägten volkstümlichen Liedkunst, die das Leben auf See oder an Land zum Inhalt hat. Dabei brillierte die Vielseitigkeit der bekannten wie der neuen Vorsänger, der Shantymen. Die Combo mit vier Akkordeons, einer Gitarre, Schlagzeug, Conga und Ukulele sorgte für eine harmonische und stimmungsvolle Begleitung.

Die Zuhörerschaft erlebte Seefahrt in großer Variabilität, nicht jedoch die moderne, musikalisch weitgehend noch nicht bearbeitete Zeit der Container- und Tankschiffe, wenn es hieß: „Windjammer fahre weit hinaus“. Doch auch klassische Shanties, Arbeitslieder mit endlos vielen Strophen, die während langwieriger, schwerer Arbeiten an Bord wie Ankermanöver gesungen werden konnten, waren eher rar im Programm. Dafür gingen rasante und gefühlvolle Lieder flott über die Rampe, die vom leid- oder liebevollen Seemannsleben handeln, vom „Capitano“, vom „Johnny“, dem Seemann an sich, natürlich von der Seemannschaft auf der „Gorch Fock“, die den Liedautor und Kapitän, Freiherr von Stackelberg, „vom Pferd geholt“ hätte. Und natürlich das weltweit bekannte Abschiedslied „La Paloma“. Es ging um Goldrausch-Zeiten („Santi Anno“) und um Geliebte und Ehefrauen wie „Angelina“ oder „Irene“, ganz besonders um die berühmten „Little Eyes“. Aber auch aufwühlende Ereignisse sorgten für „Gänsehaut“ wie die Rettung von Nis Randers , verewigt in „Home from the sea“, oder das zu Herzen gehende Schicksal „Fields of Athenrey“, d. h. die Abfahrt des Strafgefangenenschiffs von England nach Australien. Brachte „Surfin‘ USA“ die Zuhörerschaft mit Schwung in die Pause, steigerten gegen Ende der Veranstaltung Mitsing- Lieder die Atmosphäre im Saal, wenn aus rund 700 Kehlen Lieder wie „Madagaskar“, „Rivers of Babylon“ und das Potpourri „Heut geht’s an Bord“ erklangen. Die Stimmung im großen Konzertsaal hatte den Höhepunkt erreicht, so dass die „Jungs“ in ihren Fischerblusen die Bühne auch nach der Zugabe „Last Shanty“ nicht verlassen durften, ohne dass Gitarrist und Vorsänger „Richie“ den „Banana Boat“-Song von Harry Belafonte zum Besten gegeben hatte- mit lautstarker Unterstützung des stehenden Publikums.

Volkstümliche maritime Kleinkunst auf großer klassischer Bühne- ein mitreißendes Pfingstfest in „Lübeck, mein Lübeck“!